In diesem Buch findet man Aspekte von ADHS, die nirgendwo anders zu finden sind. Als Beispiel möchte ich das Phänomen der "Sekundentraurigkeit" erwähnen. Der Autor ist (Röntgen)Arzt, deshalb hat er einen speziellen und im übertragenen Sinne einen röntgen Blick. Gerade weil er kein ADS-Arzt ist kann schreibt er nicht über Patienten, sondern über Mitglieder der Selbsthilfegruppe, Bekannte und Freunde. Das Buch ist damit eine ausgezeichnete Schilderung praktischer Fälle. Vieles, was er schreibt, ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht erhärtet - doch jeder ADHSler, der es liest, weiß, dass hier ein Autor den Zeitgeist trifft. Ganz speziell an diesem Buch ist, dass er sich am Ende des Buches traut, konkrete Hinweise zu geben, welche Medikation aus seiner Sicht bei welchen ADS-Beschwerden die sinnvollste sein könnte.
Vorwort des Autors
ADS hat mein Leben im Guten wie im Bösen bestimmt. Menschen, die mich mögen, empfinden mich als anstrengend, andere als unerträglich. Denen, die mich mögen, verdanke ich vieles. Oft habe ich es nicht gedankt. Wer mich liebt, hat mit mir eine schwere Bürde zu tragen. Ich denke da besonders an meine Mutter und an meine Frau. Eine langjährige Tätigkeit als Oberarzt in unterschiedlichen Röntgenabteilungen endete in der Katastrophe. Nach dem Zusammenbruch kam die Diagnose des ADS. Was mich seither notdürftig zusammen hält, ist Tag für Tag dasselbe: pünktliches Aufstehen, regelmäßige Mahlzeiten, eine Stunde Kopfarbeit, Mittagsruhe, zwei Stunden Sport, Sonnenlicht, viel Familie, abends zeitig im Bett liegen. Das wird durch die Selbsthilfegruppe ergänzt. Der täglichen Stunde Kopfarbeit nach dem Frühstück ist dieses Buch entsprungen. Der Beruf hat mich geprägt. Fachübergreifendes Arbeiten, analytisches Denken und Patientengespräche machten meinen Alltag aus. So bin ich an das nötige Handwerkszeug gekommen. Die Teilnahme an der Selbsthilfegruppe allein hätte nicht genügt. Ich hoffe, liebe Leserin, lieber Leser, sie haben ein wenig Freude an dem Ergebnis. Es ist keineswegs nötig, alles der Reihe nach zu lesen. Stöbern Sie ruhig. Wenn Sie ADS haben sollten, wird Ihnen das entgegen kommen. Auch die Sprache ist deshalb so locker wie möglich.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Geschichte der Diagnose "Aufmerksamkeitsstörung"
2. Was ist bei ADS anders?
3. Wie denkt es sich mit ADS?
4. Wer denkt, dass er denkt...
5. Der Hunger
6. Der Schmerz
7. Das Glück
8. Die Verliebtheit
9. Die Angst
10. Die Lust
11. Das Mobbing
12. Der Krieg
13. Der Zorn der Götter
14. Der Ärger
15. Die Trauer
17. Das therapeutische "Kochbuch"
16. Die gescheiterte Therapie
These 1: Die Unterordnung unter den Therapeuten ist unerträglich
These 2: Ohne Erinnerung ist Vergangenheitsbewältigung schwierig
These 3: Man kann über Gefühle nur reden, wenn man sie unterscheidet
These 4: Sich "hineinsteigern" macht Patienten und Therapeuten blind und taub
These 5: Die Aufmerksamkeitsstörung macht eine Therapie unmöglich
These 6: ADS an sich ist nicht zu beheben
These 7: Therapie - und dann?
These 8: Die Diagnose ist oft "ungeeignet"
1. Bei "depressiven" Patienten nach ADS suchen
Ein kleiner Fragenkatalog
Beobachtung der Motorik
Steuerung der Aufmerksamkeit nach dem "Alles-oder-nichts-Prinzip"?
Steuerung der Impulsivität nach dem "Alles oder Nichts Prinzip"?
Suche nach dem Kick?
Zwei wichtige Regeln!
2. Suchen, was hinter der "Depression" liegt
Ein Persönlichkeitsstörung zu vermuten, hilft nicht weiter
3. Versuche, die Stärken zu finden
Gute Diagnostik ist die Basis des Coachings
4. Zwischen Kernsymptomatik und Folgen unterscheiden
Was tun?
Das Vier-Säulen-Modell des ADS
5. Die Diagnostik des Körpers weiter in den Vordergrund rücken
Sportfähigkeit
Vorbereitung der Medikation
Gefahr des Aufschaukeins von Stresserkrankungen
Differentialdiagnosen
6. Die Behandlung mit Medikamenten muss maßgeschneidert sein
Diagnostische Fragen vor der Medikation
Es braucht Geduld
7. Die Behandlung muss rhythmisiert werden
Rhythmisierung umsetzen
8. Priorität der Wissensvermittlung
9. Coaching muss eine zentrale Stelle einnehmen
Ein Partner ist nötig
Arbeiten auf Gegenseitigkeit
10. Körperliche Betätigung ernst nehmen
11. Einen offenen und freien Umgang pflegen
12. Geeignete Umgebungsbedingungen schaffen